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Sonntag, 4. Oktober 2015

"Wir werden rechtzeitig eine klare Strategie auf dem Tisch haben"....für besteht die klare Strategie in räuberischen Angriffen auf das Vermögen der 60 Mio Bondholder bei Ekotechnika die um 90% Punkte (minim) geschnitten werden....

"Wir werden rechtzeitig eine klare Strategie auf dem Tisch haben"

Wolfgang Bläsi, Finanzchef des in Russland aktiven Ekosem-Konzerns, äußert sich zum Währungsdrama, zum Geschäft und zu den unter Druck stehenden Anleihen
18.12.2014, 06:00 Uhr
Wolfgang Bläsi
Heidelberg. (tv) Die Anleihen des in Russland in der Milchproduktion aktiven Walldorfer Ekosem-Konzerns und des Landmaschinenhändlers Ekotechnika sind in den vergangenen Monaten unter Druck geraten. Die Ekotechnika-Anleihe fiel gestern zeitweise bis auf 19 Prozent des Ausgabepreises. Über die aktuelle Situation äußert sich der Heidelberger Finanzchef der Unternehmen, Wolfgang Bläsi.
Herr Bläsi, wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung in Russland? 


Ich bin von der Geschwindigkeit und Schärfe der Entwicklung in den letzten Tagen überrascht. Der Rubel hat seit Mai 2013 bis Anfang 2014 etwas abgewertet, was grundsätzlich sinnvoll und ökonomisch gerechtfertigt war. Im März kam dann die politische Unsicherheit aufgrund der Ukraine-Krise hinzu und hat weiteren Druck auf den Rubel ausgeübt - unter anderem aufgrund der Sanktionen, die aber isoliert betrachtet auch nicht die heftige Reaktion hervorgerufen hätten. Nun haben wir in den letzten Monaten zusätzlich die Halbierung des Ölpreises. Russlands Haushalt basiert stark auf dem Verkauf von Öl - diese Einnahmen fehlen; überschlägig rund 25 Prozent der russischen Haushaltseinnahmen. Allerdings kann Russland bei einer Halbierung des Ölpreises und einer Halbierung des Rubel-Wertes - theoretisch - mit einem Barrel Öl die gleichen lokalen Ausgaben finanzieren. Die Zinserhöhung ist für die Wirtschaft eine schlechte Nachricht - auf diesem Niveau ist eine vernünftige Investitionspolitik nicht zu machen. Die Auswirkungen werden sicherlich negativ sein.
Gerät Putin nun stärker unter Druck? 


Putin spürt schon seit einer Weile Druck - allerdings nicht wie der Westen hofft, von gemäßigten Kräften sondern von Hardlinern, die jegliche Zugeständnisse gegenüber der EU beziehungsweise der Nato ablehnen. Würden sich diese Kräfte durchsetzten, hätten wir also nicht bessere Beziehungen mit Russland, sondern im Extremfall gar keine mehr. Das ist für mich auch der Grund, warum ich kein Verständnis für die Anti-Putin-Einstellung im Westen habe - alle realistischen Alternativen sind deutlich schlechter. Meine Einschätzung ist allerdings, dass jegliche negative Entwicklung das Volk weiter zusammenschweißt.
Was bedeutet das aktuelle Wirtschafts- und Währungsdrama für Ekosem und den Milchpreis?


Zunächst einmal glaube ich, dass die aktuelle Phase eine komplette - fundamental nicht gerechtfertigte - Übertreibung ist. Deswegen gehe ich davon aus, dass wir früher oder später eine Normalisierung sehen werden. Die Auswirkungen auf die Agrarproduktion waren dieses Jahr eher positiv als negativ. Wir hatten bis Oktober 2014 eine Entwicklung, bei der der Kursverlust des Rubel überkompensiert wurde durch den Anstieg des Milchpreises in Rubel. Aktuell verkaufen wir für knapp 26 Rubel pro Liter Milch, was Anfang letzter Woche noch knapp 40 Eurocent waren - mit den aktuellen Kursen eher 30 Eurocent. Die aktuelle Übertreibung können wir sicherlich nicht mehr vollständig ausgeglichen bekommen. Die Preise für Getreide und Schweinefleisch sind um 60 bis 80 Prozent gestiegen - stärker als der Milchpreis.
Hilft Ihnen die Rubelabwertung?


Auf der Kostenseite ist es so, dass wir viele Kosten in Rubel haben, die nicht proportional mit der Rubel-Abwertung ansteigen, so dass wir ein besseres operatives Ergebnis erzielen. Die Rubelkredite werden tendenziell einfacher zu tilgen - wir brauchen heute weniger produzierte Milch, um das gleiche Volumen an Zins und Tilgung zu leisten. Bei der Euro-Anleihe ist es so, dass wir mehr Rubel erwirtschaften müssen, um eine Million Euro Zinsen zu zahlen - hier hilft die Verbesserung des operativen Ergebnisses.
Ist die Nachfrage nach Milch weiterhin so hoch? Kann Ekoniva alles verkaufen?


Wir können nach wie vor alles verkaufen und das wird aufgrund der Versorgungslage auch so bleiben.
Der Kurs der Anleihe der Ekotechnika nähert sich dem Ramschstatus. Kann Ekotechnika die Zinszahlungen im nächsten Jahr und in den folgenden Jahren leisten? Und die Rückzahlung der Anleihe?
Die Zinszahlung im nächsten Jahr können wir aus heutiger Sicht leisten - so wie wir Anfang Dezember auch aus der Ekosem-Agrar die Zinsen für Anleihe zwei geleistet haben. Im Hinblick auf die Rückzahlung der Anleihe arbeiten wir natürlich an verschiedenen Varianten und ich gehe davon aus, dass wir rechtzeitig eine klare Strategie auf dem Tisch haben werden.
Warum ist der Kurs so abgestürzt?


Der Kurs der Ekotechnika-Anleihe war über die gesamte Laufzeit weniger stabil, als der von Ekosem-Agrar. Nach den Halbjahreszahlen, die wir im Juni veröffentlicht haben, hat uns Creditreform herabgestuft und seither ist die Nachrichtenlage über Russland eher negativ. Nun kommt die deutliche Rubel-Abwertung hinzu - das sind natürlich alles keine guten Neuigkeiten. Hinzu kommt, dass das Segment Mittelstandsanleihen als solches eher negativ belegt ist und dem Markt in Summe die Käufer fehlen. All das macht sich bei der Kursentwicklung bemerkbar. Ich gehe davon aus, dass das noch eine Weile so bleiben wird - positive Nachrichten aus dem Maschinenhandel sind erst wieder zu erwarten, wenn die nächste Saison beginnt - und das ist im März 2015. Generell sind wir von den Potenzialen der Landwirtschaft in Russland überzeugt. Dafür ist eine bessere Maschinenausstattung notwendig - und die gibt es nur aus dem Ausland.
Wie groß ist der Einbruch bei den Landmaschinenverkäufen? 


Wir sind gerade in der Schlussphase der Bilanzierung für das abgelaufene Geschäftsjahr. Wir haben für den Gesamtumsatz einen Rückgang in Euro von rund 19 Prozent - wenn wir die Rubel-Umsätze anschauen, haben wir einen Rückgang von weniger als zehn Prozent. Ich würde also nicht von einem Einbruch sprechen. Die Verkäufe von Ersatzteilen in Euro haben sich um vier Prozent erhöht - in Rubel um fast 20 Prozent. Das Geschäft funktioniert also grundsätzlich.
Können sich die russischen Landwirte noch einen John Deere-Traktor leisten? Der Preis in Rubel müsste sich ja seit Jahresbeginn verdoppelt haben.


Das ist so - allerdings sind wie schon gesagt auch die Preise für Agrarrohstoffe deutlich gestiegen, so dass die Relationen mehr oder weniger passen. Es ist sicherlich nicht einfacher geworden, weil jeder Kunde natürlich immer zunächst einmal absolute Preise betrachtet. Das bedeutet, dass die Verkäufer mehr Arbeit haben und dass man sicherlich an der ein oder anderen Stelle Zugeständnisse machen muss. Wie oben schon kurz erwähnt - es gibt kein lokales Alternativprodukt im Traktorenbereich - und auch keines aus China oder Indien.

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