Anpassung & Aufwertung – Optionen zur Refinanzierung auslaufender Mittelstandsanleihen 5. Mai 2015 ThinkstockPhotos-123923390 KMU-Anleihen: Refinanzierungswelle voraus! Foto: © Thinkstock/iStock/solvod Ein Beitrag von Frank Günther, Managing Director, Markus Held, Director, und Alexander Sperl, Associate, One Square Advisors GmbH.
Refinanzierung einer auslaufenden Mittelstandsanleihe.
Frank Günther (li), Managing Director, Markus Held, Director, Alexander Sperl, Associate, One Square Advisors GmbH

Frank Günther (li), Managing Director, Markus Held, Director, Alexander Sperl, Associate, One Square Advisors GmbH
Anpassung & Aufwertung – Optionen zur Refinanzierung auslaufender Mittelstandsanleihen

KMU-Anleihen: Refinanzierungswelle voraus!
Foto: © Thinkstock/iStock/solvod
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Ein Beitrag von Frank Günther, Managing Director, Markus Held, Director, und Alexander Sperl, Associate, One Square Advisors GmbH.
Aufgrund des Auslaufens von Mittelstandsanleihen rechnen wir in den nächsten Jahren mit einer Refinanzierungswelle in Höhe von 8 Mrd. EUR. Allein in den Jahren 2016 bis 2019 müssen 120 Emittenten ein Volumen von über 6 Mrd. EUR refinanzieren. Der durch Minibonds finanzierte Mittelstand steht damit vor einer großen Herausforderung – die Banken sind durch Basel III eingeschränkt und wesentlich restriktiver in ihrer Kreditvergabe – die hohe Ausfallquote bei Mittelstandsanleihen macht die Platzierung neuer Anleihen teurer und zunehmend schwieriger. Wir beobachten, dass seitens der Wirtschaftsprüfer zunehmend und frühzeitig die Frage nach der Refinanzierbarkeit und der Fortführungsprognose gestellt wird. Folglich müssen sich Emittenten zeitnah, d.h. in der Regel bereits zwei Jahre vor Fälligkeit, mit der Refinanzierung ihrer Kapitalstruktur auseinandersetzten.

Klassische Refinanzierungsmodelle kaum darstellbarGrundsätzlich steht den Unternehmen für die Refinanzierung ihrer Anleihen am Markt eine Vielzahl an Optionen zur Verfügung, die alle Vor- und Nachteile mit sich bringen.
Die klassische Refinanzierung durch eine neue Mittelstandsanleihe wird in der Regel vom ursprünglichen Berater des Emittenten vorgeschlagen. Die Kosten belaufen sich dabei je nach Größe der Anleihe auf ca. 4 bis 6% des Emissionsvolumens. Auch die Bonität spielt eine große Rolle. Unternehmen mit ausgezeichnetem Rating und Kapitalmarkterfahrung haben niedrigere Marketingkosten und auch der Discount für institutionelle Investoren ist wesentlich geringer.
Die klassische Refinanzierung durch eine neue Mittelstandsanleihe wird in der Regel vom ursprünglichen Berater des Emittenten vorgeschlagen. Die Kosten belaufen sich dabei je nach Größe der Anleihe auf ca. 4 bis 6% des Emissionsvolumens. Auch die Bonität spielt eine große Rolle. Unternehmen mit ausgezeichnetem Rating und Kapitalmarkterfahrung haben niedrigere Marketingkosten und auch der Discount für institutionelle Investoren ist wesentlich geringer.
Unseres Erachtens steht diese Option der Refinanzierung aber nur 10 bis 15% der Emittenten zur Verfügung. Nicht umsonst hat die Börse Stuttgart, immerhin die Erfinderin der ursprünglichen Mittelstandsanleihe, das Segment Bondm für tot erklärt.

„Anpassung & Aufwertung“Für genau diese Fälle eignet sich das neue Schuldverschreibungsgesetz. Sofern bestimmte Quoren (50% Präsenz in einer ersten, 25% in einer zweiten Gläubigerversammlung) sowie eine 75%ige Mehrheit erreicht werden, können alle wesentlichen Anleihebedingungen (Laufzeit, Zins, Sicherheiten, Covenants etc.) verändert werden. Sogar ein „Haircut“, d.h. eine Reduzierung des Anleihebetrages ist möglich. Diese Beschlüsse oder „Anpassungen“ sind bindend für alle Anleihegläubiger, auch wenn sie sich nicht an der Abstimmung beteiligt haben. Um bei den Investoren Zustimmung für diese Anpassungen zu erhalten, ist es jedoch meist notwendig, die Anleihe qualitativ durch eine „Aufwertung“ zu verbessern. So können Emittenten z.B. weitere Sicherheiten stellen oder einen unabhängigen gemeinsamen Vertreter mit Reporting-Funktion analog der gewöhnlichen Bankenkommunikation installieren. Durch eine Besicherung lässt sich unter Umständen sogar der Zinssatz reduzieren. Zudem ermöglicht die Stellung von Sicherheiten ggf. auch eine Aufstockung der bestehenden Anleihe.

Ausblick: Neue Wege sind gefragt!Zusammenfassend stellt die Refinanzierungswelle der auslaufenden Mittelstandsanleihen für viele Emittenten eine signifikante Herausforderung dar. Das aktuelle Marktumfeld ist schwierig und Investoren fühlen sich durch die vielen Insolvenzen verunsichert. Emittenten müssen sich daher heute mehr denn je frühzeitig mit validen Refinanzierungsoptionen beschäftigen und intensiv alle Optionen zur Refinanzierung und ggf. Restrukturierung prüfen. Oftmals eignet sich heutzutage die offensichtlichste Lösung des „Haus und Hof“-Beraters nicht für eine erfolgreiche und günstige Refinanzierung einer auslaufenden Mittelstandsanleihe.
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